Rosow ist ein symbolträchtiger Ort für das Verwobensein des persönlichen Schicksals in die Schuld eines Staates, der durch "aggressive Expansion und
Völkerverachtung" Elend über das eigene und fremde Völker gebracht hat. Tausende von Flüchtlingen zogen einst hier durch und auch die Rosower gehörten irgendwann zu ihnen, wie die Schautafeln in der
Gedächtniskirche bezeugen. Aber auch für die Überwindung dieser "Schuldverflechtung" durch Vergebung, Versöhnung und Erinnerung ist der Ort Rosow beispielgebend.
Durch die Unermüdlichkeit des Fördervereins unter Vorsitz von Karl Lau sowie durch Fördermittel und private Stiftungsgelder gelang es, die Ruine aus dem
Zweiten Weltkrieg zu einer Gedenkstätte für Flucht, Vertreibung und Neuanfang aufzubauen. Während die Kirchengemeinde in Rosow vor 100 Jahren noch 425 Mitglieder zählte, sind es heute nur noch ein Zehntel
Kirchgänger. So ist die Nutzung des Gebäudes für kulturelle Zwecke eine gute Möglichkeit, in die exzellent restaurierten Mauern, wie sie in der Uckermark kaum ein zweites Mal zu finden sind, Leben zu bringen.
Als Veranstaltungsort zahlreicher Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen mit überregionaler Anziehungskraft ist die Gedächtniskirche Mittelpunkt des Dorfgeschehens für die 158 Einwohner. Davon zeugte
nicht nur das reichhaltige Kuchenbüffet, zu dem auch diesmal wieder die Frauen aus Rosow und Umgebung fleißig beigetragen hatten.
Einer von 51 der über Ländergrenzen hinweg Zugezogenen ist Cezary Korzec, der in
Rosow lebt und an der theologischen Fakultät der Stettiner Universität unterrichtet. Hier fand er nicht nur ein Zuhause, sondern auch Raum für seine akademische Tätigkeit.
Immer noch verbunden mit Rosow fühlt sich Wenke Paschke aus Nadrense, deren Mutter aus Rosow stammt. Mit ihr und Sohn Timo war sie zum Gottesdienst gekommen,
auch um mal wieder den "Bischof zu hören". Ein besonderes Geburtstagsständchen gab es in Form eines kleinen Konzertes vom Alphorn-Quartett des Bläserkreises der
Evangelischen Gemeinde Berlin-Weißensee. Dieser hatte unter Leitung von Thomas Lanz auch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernommen.
|